ARD macht 2.73 Millionen Menschen Kinderpornographie zugänglich

Am 22.04. sendete das Politmagazin Panorama einen monatelang vorbereiteten Bericht über die Nutzung von Alltagsbildern von Kindern durch „Pädosexuelle“.

Titel des Beitrags: Geklaut: Private Kinderfotos auf Kinderpornografie-Seiten. Der TV-Bericht wird von der Berichterstattung auf den Webseiten.von Panorama flankiert. Geschichten wie diese sollen aufrütteln:

Es ist immer wieder derselbe Junge, noch keine zehn Jahre alt. Beim Fußballtraining, beim Shopping, im Schwimmbad. Harmlose Bilder, Schnappschüsse. Ein ganzes virtuelles Fotoalbum, mit 979 Fotos und 105 Videos. Entdeckt in einem Forum für Kinderpornografie im sogenannten Darknet. Die Aufnahmen stammen allesamt von der Instagram-Seite des Jungen aus Süddeutschland. Die ist offenbar eine Art Selbstbedienungsladen für Pädosexuelle geworden. Für die Eltern ein Schock. Sie fühlen sich hilflos – und löschen die Instagram-Seite des Sohnes.

Über die eigenen Recherchen schreibt man:

Recherche unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen

Im Bereich von Kinderpornografie zu recherchieren, ist heikel. Aus ersichtlichen Gründen ist nicht nur der Besitz solcher Aufnahmen strafbar, sondern schon das bloße Ansehen dieser Fotos und Videos. Wer sich in dieser Umgebung aufhält, macht sich schnell strafbar. Gleichwohl hat die Öffentlichkeit ein hohes Interesse daran, über solche Gefahren für das Kindeswohl unabhängig und anschaulich informiert zu werden.

Für journalistische Recherchen kann es daher Ausnahmen geben, wenn sie allein der Erfüllung beruflicher Pflichten dienen. Panorama mietete daher für mehrere Monate einen streng abgeschirmten Raum in der Bundespressekonferenz in Berlin an, zu dem nur ausgewählte Personen Zutritt hatten. Alle Computer und Server waren mehrfach verschlüsselt, um auszuschließen, dass unbefugte Personen in Besitz des Materials kommen. Ziel war es, die scheinbar harmlosen Alltagsfotos von Kindern herunterzuladen, um anschließend ihre Herkunft zu erklären. Illegales Material, insbesondere Missbrauchsfotos und -videos, wurde nicht heruntergeladen.

Bei der Veröffentlichung des Berichts war man dann leider etwas weniger sorgfältig.

Ein Leser meines Blogs hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass im Bericht eine als „größter Pädochat im Darknet“ bezeichnete Seite gezeigt wurde, auf der Bilddaten verlinkt zu sein scheinen, von denen man anhand der textlichen Beschreibung ausgehen muss, dass es sich um kinderpornographisches Material im Sinne von Missbrauchsabbildungen handelt.

Panorama zeigte in der gesendeten Ursprungsversion des Beitrags gut lesbar die Adresszeile des Browsers für den Aufruf dieser Seite. Die ARD verschaffte damit allen Zuschauern der Sendung – lt. Einschaltquote 2.73 Millionen Menschen – den Zugang zu kinderpornographischem Material und einen Einstiegspunkt in die dunkelsten Ecken des Darknet.

„Zugänglich machen“ ist eine der Handlungen, die nach § 184b (Verbreitung, Erwerb und Besitz kinderpornographischer Inhalte) strafbar ist, konkret:

(1) Mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren wird bestraft, wer

1. einen kinderpornographischen Inhalt verbreitet oder der Öffentlichkeit zugänglich macht; kinderpornographisch ist ein pornographischer Inhalt (§ 11 Absatz 3), wenn er zum Gegenstand hat:

a) sexuelle Handlungen von, an oder vor einer Person unter vierzehn Jahren (Kind),

b) die Wiedergabe eines ganz oder teilweise unbekleideten Kindes in aufreizend geschlechtsbetonter Körperhaltung oder

c) die sexuell aufreizende Wiedergabe der unbekleideten Genitalien oder des unbekleideten Gesäßes eines Kindes,

Man darf getrost davon ausgehen, dass 2.73 Millionen als Öffentlichkeit durchgehen.

Möglicherweise haben sich die Verantwortlichen dennoch nicht strafbar gemacht. Grund ist § 15 (Vorsätzliches und fahrlässiges Handeln), der besagt:

Strafbar ist nur vorsätzliches Handeln, wenn nicht das Gesetz fahrlässiges Handeln ausdrücklich mit Strafe bedroht.

Im § 184b steht nichts von Strafbarkeit bei Fahrlässigkeit. Wohl eine „Schutzlücke“, die noch nicht geschlossen wurde, was den Verantwortlichen nun vielleicht ein Gerichtsverfahren und eine Verurteilung erspart.

Inzwischen hat der NDR (der Sender innerhalb der ARD, der für die Panorama-Sendung verantwortlich ist) das Problem offensichtlich bemerkt. In der Webversion und der Mediathek ist die Adresszeile inzwischen unlesbar gemacht.

Die Anzahl pädophiler Männer in der Bevölkerung wird auf 1% geschätzt. Der Anteil hebephiler Männer dürfte deutlich höher liegen. Die Sendung dürfte als von über 27.000 pädophilen Männern gesehen worden sein. Nimmt man die Hebephilen hinzu landet man vielleicht bei 100.000 Menschen, die sich sexuell zu Kindern oder jüngeren Jugendlichen hingezogen fühlen.

Ich selbst bin glücklicherweise kein hormontriefender 20-jähriger mehr. Wenn ich an damals zurückdenke, wäre so ein Link aber durchaus eine ernsthafte Versuchung gewesen. Wer so eine Seite bloß aufsucht hat sich damit aber bereits srafbar gemacht, denn § 184b (3) ist als Unternehmensdelikt (§ 11 Nr. 6 StGB) ausgestaltet („Wer es unternimmt, …“). Somit gilt bereits der Versuch als Vollendung.

Wer sich an den PC setzt, um im Internet nach kinderpornographischen Inhalten zu suchen und zu suchen beginnt, eine Seite findet und aufruft, es sich dann aber aus Scham oder Einsicht anders überlegt und abbricht, hat sich bereits eines Verbrechens schuldig gemacht, denn er hat zum Sich-Verschaffen unmittelbar angesetzt (OLG Schleswig NStZ-RR 2007, 41; OLG Hamburg NJW 2010, 1893 [1896 f.]) Die Mindeststrafe liegt dafür künftig bei einem Jahr Freiheitsstrafe.

Man könnte ja froh sein, wenn jemand, der sich sexuell zu Kindern hingezogen fühlt, es schafft, lediglich mit seinen Fantasien und dem Konsum von Alltagsbildern durch das Leben zu kommen. Der Panorama Bericht skandalisiert und kriminalisiert diese Menschen. Er betont die vermeintliche Nähe des Konsums von Alltagsbildern zum Konsum von Kinderpronographie und rückt damit die Nutzung von Alltagsbildern in die Nähe des Konsums von Missbrauchsabbildungen. Wer Alltagsbilder von Sozialen Medien herunterlädt „stiehlt“ und wird im Beitrag als Täter bezeichnet.

Darüber hinaus stiftete der Bericht in seiner Originalfassung Pädophile durch das Zugänglich-Machen eines Einstiegs in Bereiche, wo wirklich hochproblematische Inhalte kursieren, indirekt zu Straftaten an, die mit empfindlichen Sanktionen geahndet werden.

Ein Artikel der Stuttgarter Zeitung vom Januar 2020 berichtet, dass 9 von 10 Männern regelmäßig Pornos anschauen. Auf„Ficken.de“ wird im Artikel „Vielleicht bist du süchtig nach Pornos und Sex“ behauptet: „In Norwegen zum Beispiel gaben 96% der Männer und 73% der Frauen an, regelmäßig Pornos zu kucken, ähnliche Werte werden auch in Schweden verzeichnet.“

Als Phänomen kann man jedenfalls feststellen, dass Pornographiekonsum extrem verbreitet ist und zwar auch bei Menschen, denen reale Sexkontakte zu Menschen, die ihrer primären sexuellen Orientierung entsprechen, erlaubt sind. Für Pädophile ist das nicht möglich. Sie müssen auf Alternativen ausweichen. Einige davon sind aus meiner Sicht zu Recht verboten, andere (Real Dolls) werden gerade zu Unrecht verboten. Es kann aber nicht gut gehen, wenn man auch noch die harmlosesten Alternativen skandalisiert und kriminalisiert.

Natürlich wird nicht jeder arme Mensch gleich zum Dieb, aber wenn man vor der Nase eines Bettlers 50 EUR liegen lässt, dürfte die Versuchung, sie an sich zu nehmen, bei einem Bettler doch größer sein, als bei einem Millionär. Für den Millionär ist der Betrag nicht weiter relevant. Für den Bettler ist es eine Wocheneinnahme. Er kann davon heißen Kaffee kaufen, wenn ihm kalt ist oder ein Brot, wenn er hungrig ist. Ihm verspricht das Geld die Linderung von Not und zwar (für jemandem, der von der Hand im Mund lebt) über einen ziemlich langen Zeitraum.

Aus meiner Perspektive erklären im Panorama-Beitrag Millionäre das Betteln für unethisch und skandalisieren es. Zugleich lassen sie vor der Nase der Bettler einen vergifteten Tresorschlüssel zu vermeintlichen Reichtümern fallen.

Wer handelt unethisch? Der Bettler, der danach greift (und der sich in den Augen seiner Mitmenschen ja ohnehin strafbar macht, egal wie sehr er sich anstrengt ehrlich zu bleiben) oder derjenige, der den Bettler verhöhnt und in Versuchung führt?

Aus der Zuschrift eines (anderen) Lesers:

Es geht um Alltagsfotos von Kindern aus sozialen Medien, die anscheinend in so genannten „Non-Nude“-Sektionen von Darknetforen gepostet werden. Ich bin in keinem Darknetforum angemeldet, kann mir aber gut vorstellen, dass das so stimmt. Auch auf legalen BL-Seiten werden ja mitunter Alltagsfotos von Jungs gepostet, wenn auch meistens eher in einem schwärmerischen als einem obszönen Kontext. Obszöne Kommentare findet man aber auch im Netz, teilweise direkt in den sozialen Medien.

In dem Artikel wird durchweg von „Pädosexuellen“ gesprochen. Pädosexuelle klauen Bilder aus Social-Media-Profilen, Pädosexuelle laden diese Bilder in Foren hoch, in denen schwere Missbrauchsdarstellungen gepostet werden, Pädosexuelle posten unter diesen Bildern obszöne, sexuelle Kommentare. Ganz so, als wenn alle Pädosexuellen dies tun würden.

Würde man mit so einer allgemeinen Wortwahl über Heterosexuelle oder Homosexuelle schreiben? Wohl kaum. Es heißt etwa: „Pädosexuelle sind Jäger und Sammler, die gezielt auch solche Kinderbilder suchen.“ Was ist denn so überraschend daran, dass jemand Bilder im Internet sucht? Machen das Männer, die auf Frauen stehen, nicht genauso? Insbesondere bei manchem Single dürfte man doch ebenso Sammlungen von Bildern attraktiver Frauen oder sogar pornografischer Aufnahmen finden. Formulieren sie da auch: Heterosexuelle Männer sind Jäger und Sammler, die gezielt solche Frauenbilder suchen?

Es wird auch explizit vom „Klauen“ von Bildern gesprochen. Würde man dies auch so formulieren, wenn ein heterosexueller Mann ein Bild von einem öffentlichen Social-Media-Profil einer Frau abspeichert? Oder wenn ein Teenie-Mädel ein Bild vom einem Jungen abspeichert, den sie hübsch findet?

(…)

Die ganze Rhetorik dieses Beitrags ist doch darauf ausgerichtet, Pädophile im Allgemeinen als krankhaft, pervers, gestört und gefährlich darzustellen. Beim Zuschauer sollen Ekel und Angst erzeugt werden. In dieser Form ist dies ein gesellschaftlich absolut toxischer Beitrag, der pauschal eine Minderheit angreift.

Natürlich stimmt es, dass obszöne Kommentare unter Kinderbildern geschmacklos sind. Allerdings handelt es sich hier ja um geschlossene Gruppen in einem gesonderten Bereich des Internets, auf die niemand zufällig stößt. Insofern hält sich der Schaden zumindest in Grenzen. Ein größeres Problem sind meines Erachtens Personen, die obszöne Kommentare direkt in den sozialen Medien posten. Dies ist allerdings ein Problem, das Profile sämtlicher Altersklassen betrifft.

Das Reporterteam hat anscheinend sogar einige Eltern damit konfrontiert, die entsetzt reagiert und teilweise ihre Social-Media-Profile gelöscht haben. Ich habe den Eindruck, dass die Absicht hinter solchen plötzlichen Konfrontationen vor allem darin besteht, Panik zu verbreiten. Seine Social-Media-Profile komplett zu löschen ist doch offensichtlich eine Überreaktion.

In dieser Form ist das Sensationsjournalimus. Vielmehr sollten Kinder und wenn nötig auch Eltern ruhig und sachlich über die Funktionsweise des Internets und der sozialen Medien aufgeklärt werden. Wenn man online etwas mit einem größeren Kreis als ein paar engen Freunden teilt oder sogar öffentlich postet, muss man wissen, dass die Daten von jedem abgespeichert und an anderer Stelle hochgeladen werden können. Das lässt sich technisch nicht verhindern, weshalb man nichts ins Netz stellen sollte, von dem man auf gar keinen Fall will, dass es jemand anders in die Finger bekommt. Natürlich hat man trotzdem juristisch gesehen immer das Recht am eigenen Bild.

Diese pauschale Hetze gegen Pädophile finde ich aber unerträglich. (…) Solche toxischen Inhalte werden einfach ohne Gegenstimmen verbreitet.

Gerade erst gab es die letzte sehr große Strafverschärfungsrunde. Zu den Kernpunkten gehören auch Änderungen, die ich für verfassungswidrig halte, z.B. das Verbot von Sexpuppen mit kindlichem Erscheinungsbild oder die Anhebung der Mindeststrafen, die teilweise zu verfassungswidrigen Übermaßstrafen führen dürften. Und, noch bevor die letzte Reform in Kraft getreten ist, geht es nun munter weiter.

Skandalisierung erzeugt Handlungsdruck. Letztlich bereitet man damit stets die nächsten Gesetzesverschärfungen oder das Schließen einer „Schutzlücke“ vor, die zunächst aufwändig problematisiert und ins Bewusstsein gerückt wurde.

Weil „nach kriminalistischer Erfahrung“ Alltagsbilder von Kindern auf Plattformen zu finden sind, die auch kinderpornographische Inhalte vorhalten, wird eine Häufung von Alltagsbildern von Kindern dann künftig vielleicht als ein Indiz gewertet, das den Anfangsverdacht begründet, man könne auch kinderpornographische Inhalte besitzen. Und Schupps tritt jemand nachts die Türe ein, denn auch die zeitlichen Beschränkungen zu Hausdurchsuchungen (im Sommer dürfen Durchsuchungen nicht zwischen 21 Uhr abends und 4 Uhr morgens stattfinden, im Winter nicht zwischen für 21 Uhr und 6 Uhr) will man ja bei Gelegenheit kippen, weil „Pädosexuelle“ nach „kriminalistischer Erfahrung“ vor allem Nachts auf einschlägige Foren zugreifen und man sie gerne in flagranti erwischen will.

Einen § 201a (Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs und von Persönlichkeitsrechten durch Bildaufnahmen) gibt es bereits, dort ist unter anderem kodifiziert, was als Lex Edathy bezeichnet wurde:

(3) Mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer eine Bildaufnahme, die die Nacktheit einer anderen Person unter achtzehn Jahren zum Gegenstand hat,

1. herstellt oder anbietet, um sie einer dritten Person gegen Entgelt zu verschaffen, oder

2. sich oder einer dritten Person gegen Entgelt verschafft.

Vielleicht kommt dann ja bald auch so etwas wie ein § 201b (Verletzung der Würde von Kindern, durch missbräuchliche Nutzung von Bildaufnahmen).

Aussagen wie „Es kann nichts Schlimmeres geben, als Fotos von Minderjährigen im Internet zu verbreiten“ oder Dokus wie „Kinderfotos im Netz:gepostet, geklaut, missbraucht„ oder die Kampagnie von Oliver und Amira Pocher gegen „Pädophilie“ auf Instagram und eben jetzt der Panorama-Beitrag deuten für mich jedenfalls auf die Vorbereitung eines Verbots hin. Welche Form es annehmen wird, ist noch nicht abzusehen.

Immerhin scheinen sich die öffentlich-rechtlichen Sender aber von langer Hand Gedanken zu einer Kompensation von Pädophilen gemacht zu haben, die Alltagsbider von Kindern anschauen.

Der Panorama-Beitrag lief am 22.04.2021 in der ARD. Die Entschädigungssendung läuft am Montag, dem 26.04.2021 um 20:15 im ZDF und heißt > Das Versprechen <. Auf der ZDF Mediathek kann man den Film bereits heute anschauen.

Die Hauptfigur, den 11-jährigen Bendix, spielt Mika Tritto. Hier ein paar Szenenbilder:

Geteilt via prisma
Geteilt via Tag24
Geteilt via prisma
Geteilt via prisma
Geteilt via prisma

Ob man Mika Tritto ausreichend darüber informiert hat, dass er auch von Pädophilen angeschaut werden könnte, ist zur Zeit unklar.

Sollte das tatsächlich der Fall sein, bliebe zu klären, ob Mika angesichts seines Alters überhaupt in der Lage war, einer Veröffentlichung seiner Bilder wirksam zuzustimmen, zumal diese nach Erkenntnissen von Panorama ja voraussichtlich auch irgendwann in Kinderpornographie-Foren landen werden.

Aktuell ist man für das Problem wohl noch nicht ausreichend sensibilisiert. In ein paar Jahren, wenn die Öffentlichkeit endlich aufwacht, dürfe der Rücktritt des Intendanten und des Programmdirektors und die nachträgliche Verpixelung des Jungen im Film aber kaum noch zu vermeiden sein.

Bis dahin schaue ich mir „Bendix“ und andere Jungen wie ihn in Ruhe und (man staune) ohne jedes schlechte Gewissen an. Ich denke ich habe mir die Kompensation redlich verdient.

Adventskalender 2020 – 24. Tor

Alessandro Safina ist ein italienischer Operntenor, der auch schon Duette mit Jose Carreras gesungen hat. Mitte der 90er Jahre begann er, sich in einem neuen Genre weiterzuentwickeln, das er als Opera-Rock bezeichnet. 2001 trat er zusammen mit Elton John und Jennifer Lopez für Königin Elisabeth II. in der 73. Royal Variety Performance auf.

2013 war Alessandro Safina mit einer langen Konzert-Tour in Russland und der Ukraine aktiv und trat auch in Katar, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Rumänien, Moldawien, der Türkei, Aserbaidschan, Lettland, Kasachstan, dem Libanon, Italien, Israel, Mexiko und Deutschland auf.

Auch 2014 muss er wieder in der Ukraine aktiv gewesen sein, denn aus diesem Jahr stammt die nun folgende Aufnahme, bei dem er im Rahmen des ukrainischen Talentwettbwerbs „New Wave Kids“ sein Lied „Incanto“ (Verzauberung) im Duett mit dem jungen Talent Nazariy Stinyansky sang.

Hier der Text dazu (in einer eigenen, durch diverse Übersetzungswebseiten unterstützten Übersetzung):

Junge
Die Liebe, die ich singe
Ist eine Seite der Ewigkeit
Ein Reiher,
Den niemand bei uns
Jemals einfangen kann

Mann
Flagge eines Glaubens
Weißer als Schnee

im Duett
Herzschlag, der
Wo immer du sein wirst
Dich nie verlassen wird
Liebe, die die Jahrhunderte überdauert hat
Den Wahnsinn überlebt
Menschen und Götter blendet
Liebe ohne Ende und ohne Abschied
Wie Julia Romeo liebte
Und Romeo sie zurück liebte
Verzauberung der Liebe

Mann
Der Phoenix steigt auf

Junge
Aus Dunkelheit und Tod

im Duett
Folter und Poesie
Goldene Alchemie
Die in uns
Nie sterben wird

Liebe, die die Jahrhunderte überdauert hat
Schlösser und Königreiche im Staub
Im unendlichen Lauf
Liebe ohne Ende und ohne Abschied
Von Romeo und Julia
Dass sogar Hass sich verwandelt
Verzauberung der Liebe

Junge
Sanctus sanctus
Dominus deus
Offerete domino
Gloria et honorem
Sanctus sanctus
Dominus deus
Offerete domino
Gloria et honorem

im Duett
Liebe, die die Jahrhunderte überdauert hat
Den Wahnsinn überlebt
Menschen und Götter blendet
Liebe ohne Ende und ohne Abschied
Wie Julia Romeo liebte
Und Romeo sie zurück liebte
Verzauberung der Liebe

Verzauberung der Liebe
Verzauberung der Liebe

Schöner geht es kaum.

Ich wünsche euch den Zauber der Liebe. Möge sie den Wahnsinn überleben, als Phönix über die Dunkelheit siegen und ohne Ende und Abschied sein.

Adventskalender 2020 – 23. Tor

Im heutigen Beitrag findet Rareş Mariş Gehör, der 2014 bei der rumänischen Casting Show Next Star brillierte und bis ins Finale kam.

Rareş hat auch danach weiter Musik gemacht, so dass ich hier eine nette Auswahl teilweise auch weihnachtlicher Songs präsentieren kann.

Zwischen dieser Aufnahme, die für das Weihnachtprogramm 2014 entstanden ist, und der nächsten liegen zwei Jahre – und ein Stimmbruch. Auch mit seiner „neuen“ Stimme kann Rareş sich hören lassen. 😉

Adventskalender 2020 – 22. Tor

Cai Thomas ist ein walisischer Chorknabe – oder auch Ex-Chorknabe. Auf seiner Webseite findet sich folgender Eintrag:

Der dreizehnjährige Cai Thomas markiert das Ende seiner Karriere als Knabensopran mit zwei besonderen digitalen Aufnahmen: „Wherever You Are“, das vor dem zweiten Lockdown in Großbritannien aufgenommen wurde, um im Gedenken an seinen Mitschüler Geld für eine Kinder-Hirntumor-Organisation zu sammeln, und „Walking in the Air“.

Es hat ihn also wohl der Stimmbruch ereilt. In einem Knabenchor ein harter Umbruch. Das feinstens durch jahrelange Übung perfektionierte Instrument ist auf einmal „kaputt“. Normalerweise dauert es ein wenig (6 bis 24 Monate), bis die Stimme als anderes Instrument wiederkehrt.

Die Musikalität an sich ist damit natürlich nicht verschwunden, aber ob aus einer schönen Sopranstimme eine schöne Alt-, Tenor-, Bariton- oder Bassstimme wird, ist völlig offen. Eine großartige Stimme kann durchschnittlich werden. Hin und wieder wird eine durchschnittliche großartig. Natürlich kann jemand, der wirklich singen kann mit einer durchschnittlichen Stimme aufgrund von Übung und Musikalität – im Vergleich zu fast allen anderen – immer noch glänzen. Aber das gewisses Etwas fehlt dann eben.

Ein Chorknabe wird mit dem Stimmbruch nicht unbedingt fallen gelassen – das Phänomen als solches ist ja vorhersehbar, wenn auch nicht das individuelle Timing. Man kann sich darauf einstellen und insbesondere in einem institutionellen Umfeld wie einem Knabenchor mit jahrzehntelanger Erfahrung einen sinnvollen Umgang damit erarbeiten, den es in der heutigen Zeit sicher meist auch gibt.

Bei den Wiener Sängerknaben etwa gibt es sogenannte Mutantenklassen (der Fachbegriff für den Stimmwechsel ist „Mutation“) und wenn der Stimmwechsel vorbei ist, kann der Junge in einem Chor der Oberstufe singen.

Trotzdem geht es bei einem Knabenchor aber nun einmal vor allem um den Knabensopran und oft genug endet die professionelle Gesangskarriere mit Konzerten und allem was dazu gehört auch mit dem Stimmbruch.

Ich denke gerade für einen Solisten kann das ein Absturz sein. Dass man „im Prinzip“ weiß, dass er kommen wird, ändert nichts an der individuellen Fallhöhe, die für den einen gering und für den anderen brutal sein mag. Da braucht es Menschen, für die man nicht nur ein „Knabensopran-Instrument“ ist und die einen (wenn nötig) auffangen.

Ich mag Knabensporanstimmen, aber für mich hat der Stimmbruch keine allzu große Bedeutung. Aber so wie sich die Stimme ändert, ändert sich irgendwann auch das körperliche Aussehen und die Merkmale, die für mich die Attraktivität ausmachen verschwinden.

Ein liebenswerter Mensch ist auch nach seiner „Mutation“ zum Mann immer noch ein liebenswerter Mensch. Aber auch wenn jemand „gut altert“ – das gewisse Etwas ist irgendwann weg. Einen Männerkörper mit dem gewissen Etwas gibt es für mich schlicht nicht.

Wie geht man damit um? Das Phänomen als solches ist ja vorhersehbar, wenn auch nicht das individuelle Timing. So etwas wie Mutantenklassen gibt es in diesem Feld nicht, erst recht kein institutionelles Umfeld mit jahrzehntelanger Erfahrung. Es scheint mir eine der wichtigsten Beziehung-Phasen überhaupt zu sein und doch scheint sie nur wenig thematisiert zu werden.

Ich bin an dem Problem bisher vorbeigekommen – einfach weil ich Beziehungen konsequent vermieden habe. Der Angelpunkt scheint mir aber zu sein, dass man beizeiten den Menschen lieben lernt, auch wenn man sich zunächst in den Körper des Menschen (das „Knabenkörper-Objekt“) verliebt hat. Einen Menschen, den man liebt, liebt man auch dann noch, wenn er zum Mutanten mutiert.

Nach so viel Grübelei – zu allem Übel auch noch Grübelei ohne Antworten – hier doch noch ein wenig Unterhaltung.

Zunächst der damals 12-jährige Cai Thomas mit dem traditionellen walisischen Wiegenlied Suo Gan (was „Wiegenlied“ bedeutet):

Zum Abschluss der Schlusspunkt von Cais Karriere als Knabensopran, das Lied Wherever You Are (= Wo immer du bist):

Ich bin recht optimistisch, dass Cai die richtigen Menschen in seinem Umfeld hat, um ihm gut durch seine „Mutation“ zu helfen. Das wünsche ich auch allen anderen jungen Mutanten, egal ob im Chor oder an der Seite eines älteren Freundes.

Adventskalender 2020 – 20. Tor

Um die irisch-schottische Gesangsgruppe Celtic Thunder ging es bereits bei Tor 9.

Nun steht das Tor zum vierten Advent an – und zu einem Adventstag soll sich etwas besonders Schönes hinter dem Kalendertürchen verstecken. Da macht Celtic Thunder eigentlich keinen Sinn.

Nicht das an der Gruppe irgend etwas auszusetzen wäre, aber man wärmt ja auch keinen Schmaus der letzte Woche auf, wenn man Gäste zum Festessen eingeladen hat.

Und doch komme ich um Celtic Thunder nicht herum. Ich habe inzwischen noch einige Zeit auf YouTube verbracht und drei wirklich schöne Aufnahmen gefunden, die für einen besonderen Anlass einfach zu perfekt sind, als dass man sie auslassen könnte.

In der ersten Aufnahme singt Damian McGinty, ein Gründungsmitglied der Gruppe, das Lied „A Bird Without Wings“ (Ein Vogel ohne Flügel).

Die Aufnahme entstand beim Konzert im Helix-Zentrum für darstellende Künste vom 18 August 2007, ein paar Wochen vor Damiens 15. Geburtstag (* 9. September 1992) und wurde auf der CD/DVD „The Act II“ veröffentlicht.

Auch die zweite Aufnahme stammt von diesem Konzert wurde aber bereits etwas früher auf der CD/DVD „The Show“ veröffentlicht. Hier singt Damien das Lied „Young Love“ (Junge Liebe). Neben der gesanglichen Leistung sticht die Choreografie hervor, bei der am Ende zwei Männer (!) vor Damien niederknien,

Am allerbesten hat mir aber eine Aufnahme gefallen, die entstanden ist, kurz nachdem Damien die Gruppe vorerst verlassen hatte (er pausierte vier Jahre und ist seit 2015 wieder dabei). Interpret des Stücks „You Got A Friend In Me“ (Du hast einen Freund in mir) ist der damals 13-jährige Daniel Furlong (* 3. Januar 1998).

Die Aufnahme entstand bei einem Konzert im Midland Theater am 18 Oktober 2011 in Kansas City, Missouri und wurde auf der CD/DVD „The Voyage II“ veröffentlicht.

Ich finde die Choreographie umwerfend gut.

Zum Abschluss die deutsche Übersetzung des Textes:

Du hast einen Freund in mir
Du hast einen Freund in mir
Wenn die Strecke vor dir schwierig scheint.
Und du Meilen und Meilen
Von deinem schönen warmen Bett entfernt bist
Denk daran, was dein alter Kumpel sagte
Junge, du hast einen Freund in mir
Ja, du hast einen Freund in mir

Du hast einen Freund in mir
Du hast einen Freund in mir
Du hast Probleme, nun, ich habe sie auch
Es gibt nichts, was ich nicht für dich tun würde
Wir halten zusammen und stehen es durch
Denn du hast einen Freund in mir
Du hast einen Freund in mir

Einige andere Leute sind vielleicht
Ein bisschen schlauer als ich
Größer und stärker als ich
Vielleicht
Aber keiner von ihnen wird dich jemals lieben
So wie ich
Es gibt nur dich und mich, Junge
Und mit den Jahren wird
Wird unsere Freundschaft nie vergehen
Du wirst sehen, es ist unser Schicksal
Du hast einen Freund in mir
Du hast einen Freund in mir
Du hast einen Freund in mir
Du hast einen Freund in mir

Adventskalender 2020 – 19. Tor

Stone Martin ist 21 Jahre alt und studiert am Berklee College of Music in Boston, MA Musik. Aber er war mal 14 und ein Teilnehmer der dritten Staffel der US Casting-Show X-Factor. Junge Talente sind bei X-Factor eher selten, aber das Mindestalter der Teilmehmer ist 14 (in anderen Staffeln war es auch schon mal 16). Es ging damals also so gerade. Hier seine Audition:

Er kam weiter und schaffte es in der KO Phase bis in die neunte Woche (in jeder Woche scheidet ein Kandidat aus). Sein YouTube Kanal war danach durchaus erfolgreich, für den ganz großen musikalischen Durchbruch hat es aber nicht gereicht. sein Wie Studium zeigt, hat es seiner Leidenschaft für die Musik nicht geschadet.

Adventskalender 2020 – 18. Tor

Kirill Dmitriyevich Rogovets-Zakon – besser bekannt unter seinem Bühnennamen Kain Rivers – ist ein ukrainischer Pop-Sänger der seit 2016 (als er 12 Jahre alt war) an zahlreichen Talentwettbewerben teilgenommen hat.

In der dritten Staffel von The Voice Kids Uraine (2016) kam er bis ins Halbfinale. Beim ukrainischen Landeswettbewerb für die Teilnahme am Junior Eurovision Songcontest 2018 setze er sich bei der Publikumsabstimmung durch, was ihm aber letztlich nicht half, da das Publikumsvoting für die Juroren nicht bindend war. Sie erklärten stattdessen die in der Publikumsgunst Drittplatzierte zur Siegerin.

Inzwischen hat Kain drei Musikalben herausgebracht und über 50 Videos veröffentlicht. Sein YouTube Kanal verzeichnet über 26 Millionen Klicks.

Hier ein paar Kostproben seines Könnens aus den Jahren 2016, 2017 und 2018:

Adventskalender 2020 – 17. Tor

Helden, Schurken, coole Action in epischen Schlachten: das alles bietet die Schaukampf-Sportart-Wrestling. Der Sieger steht schon vor dem Match fest, die Abläufe sind teilweise improvisiert und mit Showelementen und Storylines angereichert. 

Trotzdem fühlen sich die Kämpfe echt an und es kommt auch immer wieder zu echten Verletzungen. Zum Schauprogramm gehören auch provokante Statements in die Kamera, die auf einen künftigen Gegner zielen und die Story hinter einer Fehde vorantreiben sollen.

Marktführer im Wrestling-Geschäft ist seit einigen Jahrzehnten die WWE (World Wrestling Entertainment) mit einem Umsatz, der an der Milliarden-Dollar-Mark kratzt. Einer der größten Stars im Wrestling wiederum ist Randy Orton, ein 14-facher Weltmeister, Spitzname „Viper“. Sein persönlicher „Finisher“ (die in normalen Matches siegbringende Angriffsaktion) ist der „RKO“.

2016 gewährte das WWE Network einem jungen Fan (also einem Mitglied einer nicht nur für mich, sondern auch für die Wrestling-Bosse ganz wichtigen Zielgruppe) einen Blick hinter die Kulissen. Er durfte dabei auch sein Expertenwissen über die Wrestling-Stars Randy Orton und Seth Rollins zum Besten geben.

So kam es, dass er verkündete, dass Rollins sich für den Größten halte und sehr arrogant sei – nicht ahnend, dass Rollins und Orton im Nebenzimmer zuhörten. Immerhin meinte der Junge, dass das Arrogante gerade das sei, was ihm an Rollins besonders gefalle. Das mag ihn vor den möglichen Konsequenzen noch einmal gerettet haben.

Aber als er dann nach Randy Orton gefragt wurde, war er so kühn, zu behaupten, dass er ganz genau wisse, wie man den RKO kontern könne.

Wenn das mal kein Fehler war …

Adventskalender 2020 – 16. Tor

Die Band Punk-Rock Band Green Day wurde 1987 unter dem Namen Sweet Children (deutsch: Süße Kinder) gegründet. Die Schulfreunde Billie Joe Armstrong und Mike Dirnt waren damals 15 und ich denke, dass es ihnen vermutlich um einen gewollten Kontrast zwischen Bandnamen und Bandmusik ging. Zwei Jahre später nannte man sich in Green Day um, was sich von einem kalifornischen Slang-Begriff für einen Tag (Day) voller Langeweile ableitet, den man mit dem Rauchen von Marihuana (Green, deutsch Gras) totzuschlagen versucht. Seit damals haben Green Day 75 Millionen Platten verkauft und wurden zu einer der erfolgreichsten Bands überhaupt.

Teil ihrer Live-Show ist, dass Sie einen Fan auf die Bühne holen (der zumindest drei Akkorde auf der Gitarre spielen können soll). Der Ausgewählte darf dann kurz mitspielen und bekommt im Anschluss die Gitarre geschenkt. Echte Fans wissen sowas. Ich musste es also erst nachlesen.

Hier Ausschnitt vom Auftritt von Green Day auf dem Dutch Pinkpop Festival im Juni 2017, bei dem sie den 11-jährigen Juul (ein „sweet child“) auf die Bühne holten.

Wie man sieht war Juul emotional sehr aufgewühlt und konnte sein Glück kaum fassen. Als echter Fan wusste er, dass die Gitarre typischerweise verschenkt wird – man hört leise, wie er am Schluss fragt, ob er sie behalten dürfe. Und flippt dann vor Freude aus, als der Sänger es ihm bestätigt. 😀