Flüchten, Kämpfen, Totstellen

Es gibt drei Hauptstrategien mit Bedrohungen umzugehen: Flucht, Kampf und Totstellen. Je nach Prägung und Charakter neigen Menschen mehr oder weniger zu einer der drei Antwort-Reaktionen.

Wer zum Kampf neigt, kauft in der aktuellen Corona-Krise Nudeln und Klopapier auf Vorrat. Wer zu Flucht neigt, verlässt nicht mehr seine Wohnung und vermeidet Kontakte über das vorgeschrieben Maß hinaus.

Mit dem Totstellen ist es etwas schwieriger eine Verhaltensweise zu identifizieren, ich denke aber ihm entspricht am ehesten die Ignoranz der Gefahr. Also weiter mit Freunden treffen, als wäre nichts gewesen oder die Bedrohung als erfunden oder als harmlos wie eine gewöhnliche Grippe darstellen.

Auch wenn man mehr zu einer der drei Reaktionen neigt, tritt in der Realität oft ein Mix auf. Hinzu kommt, dass alternative Reaktionen greifen, wenn die „natürliche“ Hauptreaktion nicht erfolgversprechend ist. Wenn der Gegner zu übermächtig ist, bleibt auch dem Kämpfer nur die Flucht. Wenn der Fluchtweg abgeschnitten ist, muss sich auch der Flüchter dem Kampf stellen. Wenn das Totstellen fehlgeschlagen ist, muss sich der Totsteller für Flucht oder Kampf entscheiden.

Wer pädophil ist, ist dadurch einer Dauerbelastung ausgesetzt. Pädophilie ist geächtet und stigmatisiert, wie nichts sonst. Man muss sich also, um das soziale Überleben zu sichern, verstecken.

Auch wenn man zu Flucht oder Kampf neigt: vor seiner sexuellen Orientierung kann man nicht (erfolgreich) flüchten. Die Ächtung ist zudem so stark und absolut, dass auch Kampf keine erfolgversprechende Reaktion ist. Im Grunde kann man sich also fast nur Totstellen.

Keine der drei Panikreaktionen auf Bedrohungen hält man dauerhaft aus. Sie sind ein Notfallprogramm, das nicht als Dauerzustand gedacht ist. Kommt es dennoch zu einem Dauerzustand, dann führt das zu einer Überlastung:

Allgemeines Anpassungssyndrom (AAS, synonym Adaptationssyndrom, Selye-Syndrom, engl. general adaption syndrome) bezeichnet ein allgemeines Reaktionsmuster des Körpers auf länger anhaltende Stressreize. (…)

Ist ein Organismus längere Zeit Stressoren (u. a. Leistungsdruck, Lärm, Hitze, Hunger, psychische Belastungen) ausgesetzt, zeigt er eine Antwort, die eine kurzzeitige Erhöhung der Widerstandskraft bewirkt, langfristig aber zu körperlichen Schäden bis hin zum Tod führen kann.

Man unterscheidet drei Stadien:

Alarmreaktion

Die akute körperliche Anpassungsreaktion wird vor allem durch Stresshormone ausgelöst, die der raschen Bereitstellung von Energiereserven dienen. (…) Der Körper gerät so in einen Zustand erhöhter Aktivität und höherer Leistungsbereitschaft.

Widerstandsstadium

Nach einer kurzen Alarmreaktion gerät der Körper in die sogenannte Widerstandsphase, in der er bestrebt ist, das aktuelle Stressniveau durch Beseitigung der stressauslösenden Reize wieder zu reduzieren, die in der Alarmreaktion ausgeschütteten Stresshormone abzubauen und so den Normalzustand wiederherzustellen. Diese Widerstandsphase kann allerdings nur für einen begrenzten Zeitraum aufrechterhalten werden. (…)

Erschöpfungsstadium

Ist ein Mensch ständig Phasen erhöhter Aktiviertheit ausgesetzt, kann es zu ernsthaften Langzeitschädigungen kommen. Auf körperlicher Ebene kann es zur Schrumpfung der Thymusdrüse und der Lymphdrüsen kommen. Es können zudem Magengeschwüre entstehen. Mittelfristig kann es zu Störungen auf der kognitiven, der emotionalen, der vegetativ-hormonellen und der muskulären Ebene kommen.

Beispiele für Störungen aufgrund von andauerndem Stress sind verzerrte Wahrnehmungen und Denkweisen (kognitive Ebene), Befindlichkeitsstörungen wie Gereiztheit, Ängstlichkeit, Unsicherheit oder Aggressivität (emotionale Ebene). Weitere Folgen können verminderte Leistungsfähigkeit, ineffiziente Handlungsweisen sowie allgemeine Überforderung und Erschöpfung sein. Die Erschöpfung zeigt sich unter anderem darin, dass der Körper schneller in den genannten Aktivierungszustand (siehe „Alarmreaktion“) gerät, wobei die Aktivierung intensiver ist und der Körper sich nur langsam wieder erholt (vegetativ-hormonelle Ebene).

Langfristige Auswirkungen von Stress können die langfristige Beeinträchtigung des Wohlbefindens, psychosomatische und psychische Störungen sowie diverse Krankheiten (z. B. Magen-Darm-Krankheiten, Hautkrankheiten, Schlafstörungen, Depression, Burnout-Syndrom) sein. Außerdem ist das Risiko für Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Krankheiten erhöht (vgl. Faltermaier, 2005).

Aus dem Wikipedia-Artikel „Allgemeines Anpassungssyndrom

Wozu ein Zustand erhöhter Aktivität und höherer Leistungsbereitschaft bei Flucht und Kampf dient, ist offensichtlich.

Beim Totstellen ist die Entsprechung die sogenannte Hypervigilanz (= erhöhte Wachsamkeit oder Wachheit). Der Totsteller ist ja keineswegs tot. Er beobachtet seine Umwelt intensiv darauf, ob sich die Bedrohung realisiert, damit er rechtzeitig auf Flucht oder Kampf umschalten kann.

Ich hatte z.B. jahrelang Herzklopfen, wenn jemand an meiner Türe geklingelt hat. Es hätten ja auch Polizisten mit einem Durchsuchungsbefehl oder ein Sondereinsatzkommando sein können. Logisch war das nicht wirklich. Aber Angst entsteht nun einmal nicht in den Gehirnarealen, die mit logischem Denken assoziiert sind. Selbst wenn man sie gedanklich zurückweist, kann man sich ihr trotzdem kaum entziehen.

Die übertrieben erhöhte Wachsamkeit in Verbindung mit meinem jahrelangen erzwungenen Totstellen hat mich belastet und auch erschöpft, zumal dem Totstellen auch ein Element der Hilflosigkeit innewohnt. Flucht und Kampf sind aktive Reaktionen. Totstellen ist die Hoffnung, dass die Gefahr von alleine vorübergeht.

Nur: Totstellen hält man auf Dauer nicht aus. Wenn man einem Raubtier begegnet und sich tot stellt, ist die Situation irgendwann vorbei. Man wurde gefressen oder das Raubtier ist weitergezogen. Die Gefahr des sozialen Todes geht bei Pädophilie nie vorbei.

Langfristig hat mir das Totstellen auch nicht gut getan. Es führte zu einem sich im Laufe der Zeit verstärkenden Gefühl der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins. Irgendwann habe ich bemerkt, dass ich mit der Dauerbelastung des anhaltenden sozialen Stresses bei gleichzeitiger gefühlter Hilflosigkeit immer schlechter klargekommen bin.

Wenn jemand in seiner Mobilität eingeschränkt ist (z.B. bettlägrige Menschen oder Rollstuhlfahrer), kommt es bei längerer Druckbelastung zu Hautgeschwüren. Ich denke, dass sich das auf seelische Befindlichkeiten übertragen lässt. Ständiger seelischer Druck führt langfristig, auch wenn er zunächst aushaltbar ist, zu seelischen Wunden. Zur Vermeidung dieser Folge braucht es Entlastung, Bewegung oder ein Umlagern.

Mich hat z.B. erheblich entlastet, dass ich bei meinem Outing innerhalb meiner Kernfamilie von niemandem verstoßen wurde. Der soziale Tod innerhalb der Kernfamilie ist dauerhaft abgewendet. Das hat den Druck erheblich reduziert, aber nicht auf Null abgesenkt. Die Gesellschaft hasst Pädophile ja weiterhin. Jenseits der Kernfamilie droht mir der soziale Tod nach wie vor.

Auch die Möglichkeit, mich in einem Selbsthilfe-Foren mit anderen Betroffenen auszutauschen, hat mir in der Vergangenheit sehr geholfen. Unter Gleichfühlenden ist die Notwendigkeit sich „totzustellen“ aufgehoben. Das entlastet erheblich.

Der Start meines Blogs und die Rückkehr auf eines dieser Selbsthilfe-Foren wurde für mich notwendig, weil ich bemerkt habe, dass ich mich im Erschöpfungsstadium befand. Der Druck und die Belastung sind unmerklich wieder anstiegen und hatten ein nur noch schwer aushaltbares Niveau erreicht.

Insbesondere der Blog und meine Aktivität als Schneeprinz auf gutefrage.net ist dabei aber auch ein Strategie-Wechsel von Totstellen auf Kampf.

Ich zeige mich hier anderen so, wie ich bin. Ohne Rücksicht auf mich selbst oder auf andere, die sich vielleicht durch irgend einen Aspekt des Ganzen abgestoßen fühlen mögen.

Ich möchte authentisch sein und deshalb auch nichts beschönigen oder verleugnen, was evtl. von anderen als problematisch empfunden werden könnte, z.B.

Ich stelle die Wirklichkeit so korrekt und vollständig dar, wie ich es vermag und hoffe, damit bei dem ein oder anderen Normalliebenden zu einer Korrektur des Zerrbildes vom Pädophilen als Kinderschänder beizutragen.

Vielleicht kann die Stigmatisierung und Ächtung von Pädophilen so zumindest abgeschwächt werden. Aber selbst wenn die von mir erhoffte Wirkung ausbleibt: wenn ich schon verachtet werde, dann doch bitte wenigstens für das, was ich bin, statt für das falsche Bild eines Monsters, wie es von Pädophilen so oft gezeichnet wird.

Der Kampf scheint mir zwar im Grunde aussichtslos – es ist nicht vorstellbar, dass sich zu meinen Lebzeiten etwas Grundlegendes an der Ächtung von Pädophilen ändert. Aber punktuelle Erfolge sind durchaus möglich und der Kampf gegen die Stigmatisierung verringert das Gefühl der Hilflosigkeit.

Es ist gut möglich (und sogar wahrscheinlich), dass ich den Kampf irgendwann wieder aufgebe bzw. vorübergehend einstelle. Dass kann passieren, wenn sich der Verfolgungsdruck erhöht (z.B. wenn das Vertreten „Pädophilie verharmlosender“ Ansichten irgendwann strafbar werden sollte) oder wenn sich meine emotionale Belastung soweit verflüchtigt hat, dass der Druck versiegt – und mit ihm meine Worte.

Tatsächlich ist der Druck zwar nicht verschwunden aber wieder deutlich zurückgegangen. Meine Selbstbehandlungsstrategie war also bereits erfolgreich. Trotzdem gibt es den Blog noch.

Möglicherweise ein Hinweis darauf, dass ich in einer Bedrohungsituation nach Prägung und Charakter eigentlich eher zu einer Kampfreaktion neige.

7 Kommentare zu „Flüchten, Kämpfen, Totstellen

  1. Das Vertreten Pädophilie-verharmlosender Ansichten wird niemals strafbar werden. Wenn doch, ist es verfassungswidrig (Einschränkung des Grundrechts der Meinungsfreiheit). Von daher braucht man sich deswegen keine Sorgen zu machen.

    Selbst wenn es dazu kommen sollte, sollte man die „jetzt erst recht“-Strategie anwenden und umso mehr aufklären.

    Ich lese deinen Blog mittlerweile fast täglich und werde mich sicherlich alleine fühlen, wenn du eines Tages nicht mehr bloggst. Du hilfst mir mit deinen Artikeln. Darum bitte ich dich, immer weiter zu machen, gerade, wenn du meinst, bei Bedrohungen wahrscheinlich eher zum Kämpfen zu neigen. Nicht aufgeben! 🙂

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    1. Ich freu mich, dass dir mein Blog gefällt!

      Im Moment besteht kein Risiko, dass ich den Blog einstelle. Es ist aber nicht ganz ausgeschlossen, dass Pädophilie-verharmlosende Ansichten irgendwann einmal unter Strafe gestellt werden. Aus dem Wikipedia-Artikel „Vereniging Martijn“ :

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      „Die Vereniging MARTIJN war eine niederländische Organisation, die sich für die Akzeptanz und Legalisierung pädophiler Handlungen von Erwachsenen an Kindern einsetzte. Von 1986 bis 2006 gab die Vereinigung vierteljährlich das OK Magazine heraus.[1] Die Abkürzung OK steht dabei für „Oudere-Kind“ (Älterer-Kind).

      Der Vorsitzende Ad van den Berg, der schon 1987 wegen Kindesmissbrauchs verurteilt wurde, wurde 2011 wegen des Besitzes von Kinderpornografie verhaftet.[2] und später zu drei Jahren Haft verurteilt.

      Der Beschluss eines niederländischen Gerichts vom 27. Juni 2012, die Vereinigung zu verbieten, wurde in zweiter Instanz aufgehoben und ist nach höchstinstanzlichem Urteil wieder rechtsgültig.[3] Am 18. April 2014 bestätigte der oberste Gerichtshof der Niederlande die Auflösungsverfügung.[4]

      Die Vereinigung legte 2014 eine Beschwerde gegen das Verbot beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ein. Diese wurde 2015 verworfen.[5]“

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      Soweit ich das verstanden habe hielt man das Werben um Akzeptanz und um die Legalisierung pädophiler Handlungen bzw. ihre Verharmlosung für einen Verstoß gegen die Menschenwürde.

      In der Niederlande wird einige pädophilen Aktivisten zur Zeit vorgeworfen, sie hätten den verbotenen Verein MARTIJN neu gründen wollen. Da gab es dann für die (meiner Kenntnis nach zu Unrecht) Verdächtigten den Besuch eines Sondereinsatzkommandos, dass die Tür aufgebrochen hat. Auf der deutschen Pädo-Aktivistischen Seite krumme13.org wird regelmäßig über den Fall berichtet.

      Es ist nicht ausgeschlossen, dass es auch in Deutschland zu vergleichbaren Entwicklungen kommt. Ich halte es aber für aktuell wahrscheinlich, dass man sich in Deutschland gegen ein Verbot erfolgreich vor dem Verfassungsgericht wehren könnte. Das wäre für diejenigen, die ein Verbot anstreben ein hohes Risiko. Ich vermute, dass auch dieses Risiko dazu beiträgt, dass es in Deutschland noch keinen Versuch eines Verbots gegeben hat. Da wir aber schon mehrere Jahrzehnte Hetzte und Strafverschärfungsrunden hinter uns haben, ist die Entwicklung dennoch besonrgniserregend. Im Grunde wird permanent daran gearbeitet, eine Verbot von „Verharmlosung“ durchsetzungsfähig zu machen.

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    2. „Das Vertreten Pädophilie-verharmlosender Ansichten wird niemals strafbar werden. Wenn doch, ist es verfassungswidrig (Einschränkung des Grundrechts der Meinungsfreiheit).“

      Verfassungswidrig ist die augenblickliche Rechtslage schon lange. Aber ein Verfassungsgericht haben wir ja nicht wirklich. Wenn dem BVerfG Ihre Beschwerde nicht gefällt, oder es keine Lust hat, darüber zu befinden, wird sie einfach nicht angenommen, ohne jede Begründung. Die müssen sich also nicht mal mit einer an den Haaren herbeigezogenen Begründung blamieren. Einfach nur Annahme ablehnen reicht. Das geht ganz legal:

      BVerfGG § 93d (1) Die Entscheidung nach § 93b und § 93c ergeht ohne mündliche Verhandlung. Sie ist unanfechtbar. Die Ablehnung der Annahme der Verfassungsbeschwerde bedarf keiner Begründung.

      Und es ist auch schon länger die übliche Methode, mit Verfassungsbeschwerden umzugehen.

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  2. Die Möglichkeit der zukünftigen Strafbarkeit diesbezüglich lasse ich erstmal so stehen. Vermutlich bist du, was das angeht, mehr up-to-date als ich.
    Für mich stellt sich beim Stichwort „Kindesmissbrauch“ stets die Frage, was genau von derjenigen Person mit dem Kind gemacht wurde. Auch „Kinderpornografie“ kann heutzutage vieles sein. Von daher erspare ich mir ein Urteil gegenüber Ad van den Berg und den anderen Ex-Mitgliedern.

    Was ich aber echt verwerflich finde, ist, dass auf krumme13.org der Jargon von Rechtspopulisten übernommen wird! Da bekomme ich direkt einen Reflex, auf Abstand zu gehen! Ich hatte diese Seite bisher nur einmal besucht, aber beim jetzigen Suchen durch Stichworte, um entsprechende Artikel über die Razzia zu finden, bin ich auf „Mainstream-Medium“, „Lügenpresse“ und „von Tuten und Blasen keine Ahnung haben“ gestoßen. Na, wer eine solche Sprache übernimmt, der braucht sich wohl auch nicht zu wundern, wenn er geächtet wird. Meine Anerkennung wird diese Seite dadurch wohl auch nicht bekommen!

    Aus ähnlichen Gründen habe ich vor noch nicht allzu langer Zeit auch die Admins vom Jungsforum gebeten, meinen dortigen Account zu sperren. Dies ist glücklicherweise auch erfolgt. Solange dort rechtspopulistische Beiträge geduldet werden, kriegt mich da niemand mehr hin! Ich besuche dieses Forum mittlerweile auch nicht mehr. Da gab es ja sogar bekennende AfD-Anhänger! Wie idiotisch ist es denn, als Pädophiler eine solche Partei gutzuheißen? Ganz unabhängig davon, was sie ansonsten für politische Ziele verfolgt, wäre die Partei einer der allerletzten, die die Situation für Pädophile verbessern!

    Ich weiß ja nicht, was du ansonsten für politische Ansichten vertrittst, aber du betreibst bisweilen die einzige Seite, auf die ich bisher noch nicht solches Übel gelesen habe. Immerhin zeigtest du dich in deinen Artikeln bisher immer sehr kritisch gegenüber dem NS-Regime und der Judenverfolgung. Von daher habe ich sie bisher auch immer gerne gelesen. Bitte sorge dafür, dass das auch so bleibt.

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    1. Der Betreiber der Seite krumme13.org wendet sich gegen Rechtspopulismus. Beispiele:

      (Update) Mein Herz schlägt GEGEN RECHTS: K13online (Dieter Gieseking) gedenkt den Mordopfern in Hanau
      http://krumme13.org/news.php?s=read&id=4077

      oder

      Pforzheim (wieder) Nazifrei – komplette Innenstadt hermetisch abgeriegelt: Die rechtsextreme Partei – Die RECHTE – marschiert mit 80 Neonazis unter großem Polizeischutz durch die Goldstadt
      http://krumme13.org/news.php?s=read&id=3867

      Ich persönlich halte Begriffe wie Lügenpresse oder Mainstream-Medium allerdings weder für korrekt noch für hilfreich. Ich kann mir aber gut erklären, warum die Person hinter K13 die klassischen Medien als „Lügenpresse“ oder „Mainstream-Medium“ empfinden.

      In den Medien (auch in angesehen Leitmedien mit Qualitätsanspruch) kommt es immer wieder zu Fällen einer hetzerischen Gleichsetzung von Pädophilen mit Kinderschändern bzw. von Pädophilie mit Kindesmissbrauch. Auch Skandalisierungen (WDR Doku „Kinderfotos im Netz: gepostet, geklaut, missbraucht“ kommen dort vor. Die bloße Erwägung von Einvernehmlichkeit wird typischerweise als verwerflich, „Stuss“ oder als „Verharmlosung“ von Pädophilie dargestellt (welt.de „Beck wollte Sex mit Zwölfjährigen straffrei machen“).

      https://www.youtube.com/watch?v=PaM5D9JaEHY (Link zur WDR Doku)
      https://www.welt.de/politik/deutschland/article120237364/Beck-wollte-Sex-mit-Zwoelfjaehrigen-straffrei-machen.html

      Das trägt auch faktisch zu viel Leid bei Betroffenen bei. Auch wegen solcher Medienberichte kann man sich in Deutschland nicht outen, ohne sich sorgen um seine körperliche Unversehrtheit machen zu müssen. Allerdings ist die Qualität der Berichterstattung in Leitmedien immerhin etwas besser als in der „Yellow Press“ und auf Privatsendern.

      Deine sehr ablehnende Reaktion zeigt mir aber genau den Effekt, den ich auch selbst erwarten würde. Bestimmte Äußerungen (wie „Lügenpresse“) können die Glaubwürdigkeit untergraben und dadurch verhindern, dass man Menschen erreicht, die für die eigentlich Botschaft vielleicht empfänglich wären.

      Auch mir ist aufgefallen, dass es auf dem Jungsforum eine teils recht laute „Fraktion“ gibt, die in der AfD etwas Positives sehen. Ich teile diese Einschätzung persönlich überhaupt nicht, beteilige mich an politischen Diskussionen in der Regel aber nicht, da ich diese als spaltend empfinde.

      Dass es alle nur denkbaren politischen Überzeugungen unter Pädos gibt, werte ich ansonsten als weiteren Beleg, dafür dass Pädos jenseits ihrer sexuellen Neigung völlig normal sind. Es gibt in der Normalbevölkerung AfDler, Kommunisten, Antifaschisten, Anarchisten, Reichsbürger, Liberale, Konservative, Sozialisten und Sozialdemokraten usw. – warum sollte es die bei den Pädos nicht geben?

      Die Gräben, die sich durch eine Betonung politischer Sichtweisen bzw. politische Streitigkeiten ergeben, empfinde ich innerhalb der Pädophilen „Gemeinschaft“ als schädlich und spaltend. Es gibt ohnehin zu Wenige von uns, die sich zeigen. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass es ja geschätzt ca. 200.000 Pädophile Männer in Deutschland gibt und in dieser Zahl die hebephilen Männer und die betroffenen Frauen noch gar nicht berücksichtigt ist. Diese Wenigen, die sich zeigen, müssen sich nicht auch noch künstlich aufgrund von anderen Themen aufspalten und zerstreiten.

      Wichtig ist mir, dass die Leute (egal was für eine politische Ausrichtung haben und wie ich diese persönlich finde) als Pädos zusammenstehen. In der Regel ist das der Fall. Es gibt zum Beispiel im Jungsforum ein juristisch vorgebildetes Mitglied, dass schon oft durch recht heftige politische Meinungen aufgefallen ist, dass aber sofort JEDEM mit juristischen Einschätzungen hilft, der diese anfragt. Auch wenn man sich eine halbe Stunde zuvor noch einen heftigen Streit über ein politisches oder gesellschaftliches Thema geliefert hat.

      Diese Solidarität ist das, was es braucht. Wenn man den politischen Streit vorher weglassen könnte, wäre mir das freilich noch viel lieber.

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      1. „Bestimmte Äußerungen (wie „Lügenpresse“) können die Glaubwürdigkeit untergraben und dadurch verhindern, dass man Menschen erreicht, die für die eigentlich Botschaft vielleicht empfänglich wären.“

        Wer dieser Presse noch glaubt, den kann man sowieso vergessen, der ist für gar nichts empfänglich. Das Wort „Lügenpresse“ hat dabei überhaupt nichts mit der AfD zu tun, dass die Massenmedien lügen, wann immer Sex mit Kindern oder Pädophilie auch nur irgendwie erwähnt werden, dürfte spätestens seit der Dutroux-Hysterie jedem, der auch nur elementares Basiswissen über Pädophilie hat, klargeworden sein.

        Einige Rechte sprechen ja eher von Lückenpresse. Aber was die Berichterstattung über Pädos betrifft, geht es nicht um systematische Lücken (obwohl es natürlich auch da die Lücke gibt, dass nichts positives über Pädophilie geschrieben werden darf), es wird einfach nur schamlos gelogen.

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  3. Schneeschnuppe, dein Standpunkt ist für mich immerhin nachvollziehbar, auch wenn ich ihn nicht vertrete.

    Naja, diese Typen im Jungsforum denken sich wahrscheinlich so etwas wie: „Die anderen Parteien helfen Pädos ja auch nicht wirklich weiter. Dann nehme ich den noch bedrohlicheren Standpunkt dieser Parteien gegenüber Pädophilie in Kauf, solange die meine anderen (asozialen) Standpunkte vertreten.“ Diese Leute sollten sich allerdings dabei bewusst sein, dass sich die anderen Minderheiten, gegen die diese Parteien wettern, in ähnlichen, je nach Sichtweise zum Teil sogar schwierigeren Situationen befinden als Pädos. Bei der AfD fängt das ja bekanntlich schon bei Alleinerziehenden an. Welche Minderheit ich aber bezüglich der je nach Sichtweise schwierigeren Situationen vor allem im Blick habe, sind Asylsuchende, am besten noch aus anderen Kulturen. Die können ja oft nicht einmal genau abschätzen, ob und wann sie wieder in das Ursprungsland zurückkehren müssen, in dem sie Not leiden mussten. Die sind ja auch Haupt-Angriffspunkt der Parteien. Von daher nimmt man sich als Befürworter solcher Ausgrenzungen ein ähnliches Verhalten an wie andere Personen gegenüber Pädos.

    Ich habe mit meinem vorigen Kommentar ja eigentlich auch nicht krumme13.org Rechtspopulismus vorgeworfen, sondern nur Übernahme der selbigen Sprache. Trotzdem ist es gut zu wissen, dass die gegen rechts sind. Warum sie die bekannten Medien so sehen, liegt natürlich auf der Hand. Das ist meines Erachtens auch nicht ganz verkehrt. Immerhin gab es 2018 im öffentlich-rechtlichen Rundfunk auch mal eine nicht emotional aufbauschende Reportage zum Thema Pädophilie, vom YouTube-Kanal Y-Kollektiv, das zum Medienangebot der öffentlich-rechtlichen Funk gehört. Diese wurde, soweit ich das in den Kommentaren zum Video richtig verstanden habe, auch im Fernsehen ausgestrahlt:

    Sascha, vielen Dank für den Hinweis bezüglich der Stellen im BVerfGG. Mir war bislang noch nicht so bewusst, warum ich oft das Gefühl hatte, dass das Bundesverfassungsgericht meines Erachtens etwas zu viel Macht hat. Jetzt weiß ich es.

    Ich finde allerdings schon, dass man zumindest durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk oberflächlich über politische Geschehnisse angemessen informiert ist. Deren Publikum würde ich auch nicht als „nicht mehr zu helfen“ einschätzen. Ich schätze es als im Grunde schon sehr offen ein. Die Pädophilie betreffend ist das sicherlich nicht gerade der Fall. Jeder der Nicht-Betroffenen wird da eine gewisse Abneigung haben, der eine mehr, der andere weniger.

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